Face Reading Kurz-Profil von Wilfried Meißner:
• Empfindungs-Bewegungs-Naturell:
empfindsam und zugleich ein mutiger Macher
• Große Ohren, große Nase, langes gespanntes Pallium:
ein mutiger, selbstbewusster und zielorientierter Entscheider
• Plastik im oberen Ohrbereich:
Persönlichkeitsentwicklung ist ein seelisches Bedürfnis
• Spaß- und Freude-Nase, nach oben zeigende Mundwinkel und Clownskinn:
ein Mensch, der an das Gute glaubt, der es instinktiv versteht, sich ein Leben voller Freude zu gestalten, und der die Fähigkeit hat, Konflikte durch das Heilmittel Humor zu harmonisieren
• Große Augen:
offen für Informationen, die ihn berühren
• Leuchtende Augen:
starke Liebesenergie Liebe
• Weich abgepolstertes Jochbein:
Herzlichkeit
• Hohe, breite Stirn:
interessiert an geistigen Themen, verschafft sich gerne einen breiten Horizont, legt Wert auf Ethik, soziale Ader
• Unterer Stirnbereich stark entwickelt:
Guter Beobachter, gutes Gedächtnis für Personen und Ereignisse; gestalterische Begabung, guter Orientierungssinn
• Augenbrauen in der Mitte eckig:
Farbensinn (mit einer Vorliebe für Kontraste)
• Im äußeren Stirnbereich starker vertikaler Aufbau:
konzeptionelle Begabung
• Große Nasenlöcher:
Guter Redner
• Hängende, dünne Ohrläppchen:
Regeneration durch Ruhe, Materielles ist weniger wichtig als geistige Werte
Lieber Wilfried, du wirst bald 79 Jahre alt und wirkst so viel jünger! Woran liegt das?
Mein Naturell ist es, dass ich mich immer getraut habe, so zu leben, wie ich wollte. Mit 23 Jahren bin ich nach dem „1 Dollar a Day“-Prinzip durch Indien gereist, das hat mein Leben sehr verändert. Ich habe gesehen, dass andere auch glücklich sind, die kein Geld haben. Dann habe ich eine Engländerin kennengelernt, die sagte: „Komm zu mir nach Australien.“ „O. k.! Ich habe in Berlin meine Wohnung aufgegeben. Mit dem VW Käfer bin ich bis Neu Delhi, dann mit Bus, Bahn, Schiff, allem, was es gab, nach Australien. Ich kam an mit 50 Dollar. Das waren damals kaufkraftmäßig vielleicht 200 Mark. Ich habe immer gewusst und das dann auch erlebt, dass es weitergeht. Ich brauche eigentlich nur ein bisschen zum Leben, ein Zimmer und eine regendichte Matratze. Ich habe in Australien ein Jahr lang als Automechaniker gearbeitet und im Wohnwagen mit meiner Freundin gewohnt. Das war eine schöne Zeit! Jetzt ist das hier alles ein bisschen mehr geworden …
Ich war früher ein versoffener Lüstling (lacht). Ich bin so dankbar dafür, dass ich Papa geworden bin … mit 65! Ich war bei der Geburt dabei und ich erinnere mich noch genau an diese explosionsartigen Gefühle der Liebe. Meine Tochter hat mich in einen anderen Lebenszyklus hineingebracht.
Dass dir deine Persönlichkeitsentwicklung ein seelisches Bedürfnis ist, ist für mich als Face Reading Coach an deinen Ohren erkennbar. Kann es sein, dass du deshalb als Inhaber der Morisco-Seminarhäuser so erfolgreich bist?
Inspirationen zur Persönlichkeitsentwicklung sind für mich wie ein Jungbrunnen! Deshalb habe ich diesen Ort ja auch gegründet, weil mir die Gäste selbst guttun. Alle, die hier sind, sind auf ihrem Weg, und das hilft mir auch. Ich gehöre dazu. Die Leute, die hier wohnen, sind natürlich meine Gäste, doch sie sind auch meine Familie, da sie ihre Lebenszeit nicht mehr mit Opferstories vergeuden, wie ich es in der Normalowelt so oft erlebt habe.“
Das kann ich nachvollziehen, dass du mit dieser Unternehmensphilosophie, die ja eine geistig-energetische Widmung der CASA, Finca und Villa mit sich bringt, gemäß dem Resonanzgesetz entsprechende Gäste anziehst …
Selbstverständlich ist das so. Deshalb muss ich auch so eine Umgebung haben. Ich kann das nicht gut ertragen, wenn Leute sich unnütze Sorgen machen. Ich selbst komme aus einem armen Haushalt, wir hatten nie Geld gehabt. Ich wollte endlich mal zehn Mark mehr in der Tasche haben. Das ist ein furchtbares Lebensgefühl, wenn man sich überlegen muss: Kann ich mit dem Freund noch ein Bier trinken und Pizza essen? Mein beruflicher Erfolg hat meinem Selbstwertgefühl sehr geholfen.
Du hast so viel Liebe in den Augen, und so viel Humor, dass sich andere vermutlich gerne in deiner Gegenwart aufhalten …
Ja! (lacht)
Ich sehe bei dir auch viel Festigkeit, wir Psycho-Physiognomen nennen das „Magnetismus“, und du hast auch insgesamt starke Bewegungsnaturell-Anteile: eine große Nase, die Autorität ausstrahlt, und die großen Ohren deuten an, dass du vermutlich ein mutiger Mensch bist. Dein Pallium ist recht lang und gespannt, was Zielorientiertheit und Ehrgeiz ausdrückt. Wenn du etwas vorhast, dann ziehst du das auch durch! Deshalb wirkst du vermutlich so entspannt, weil du instinktiv die richtigen Entscheidungen triffst, damit dein Unternehmen erfolgreich ist.
Neben deinem Humor, den ich bereits erwähnt habe, was an deinem Clownskinn erkennbar ist, ist dein Philtrum wenig ausgeprägt; vom psycho- physiognomischen System her ist es dir vermutlich nicht so wichtig, ob die Menschen um dich herum sich perfekt benehmen. Damit kommst du klar, du liebst die Menschen einfach so, wie sie sind, und bringst mit deinem Humor vieles in Harmonie. Kannst du damit etwas anfangen?
Ja, ich finde es wichtig, alles so anzunehmen, wie es ist, und falls mir etwas mal nicht gefällt, meinen Weg zu finden, nicht in Konfrontation gehen. Das ist eine meiner Lebensweisheiten, die ich sehr früh gelernt habe. Mit 30 war das noch etwas anders … Aber jetzt gibt es bei mir keine Knöpfchen mehr, die man drücken kann.
Ich bin seit 50 Jahren selbstständig. Ich hatte mal eine KFZ-Werkstatt in Berlin Hermsdorf.
Immer war ich freundlich, aus dem Empfinden heraus, dass ich aus einer Arbeiterschicht komme. Ich habe zwölf Jahre lang mit den Händen gearbeitet. Vermutlich deswegen ziehe ich auch heute noch Mitarbeiter an, die gerne hier sind, und es macht mir Freude, ihre tolle Arbeit mit Extra-Prämien zu vergüten. Ich habe so tolle Mitarbeiter! Ich bin immer sehr respektvoll mit anderen. Diesen Respekt spüren die anderen auch. Und ich ziehe dann auch viele Menschen an, die mir entsprechen. Ich fühle mich nicht wichtig, ich fühle mich nützlich. Ich gehe zum Beispiel in die Küche und frage: „Kann ich das bitte haben?“ Dann antwortet jemand vielleicht: „Das ist doch alles deins!“ Dann sage ich: „Nein, das ist euer Revier und das achte ich.“ Ich könnte auch nicht mit Menschen arbeiten, die ich dirigieren muss.
Das passt auch aus psycho-physiognomischer Sicht, dass du dir mithilfe deiner Begabung, Ziele zu verwirklichen, die dir wichtig sind, ein Umfeld gestaltet hast, in dem du möglichst viel lachen kannst und Freude hast!
Ja, und ich sehe die Dinge einfach so, wie sie sind. Wenn etwas geschieht, das mir auf den ersten Blick nicht gefällt, frage ich mich: ‚Was sagt es mir?‘ Und damit fahre ich sehr gut. Erwartungen, Enttäuscht-Sein … das habe ich in vielen Kursen abgearbeitet. Ich bin immer noch ein großer Osho-Fan, Bhagwan, habe ihn noch in Oregon erlebt, habe so viele Kurse besucht, vom Encounter bis zum Schweige-Retreat, sich minutenlang angucken und was weiß ich noch alles. Manchmal gucke ich mir Urkunden an und dann denke ich zum Beispiel: „Ach ja, NLP habe ich auch gemacht.“ Jede Weiterbildung hat mir ein bisschen weitergeholfen.
Und diesen Erfahrungsreichtum, auch diese innere Haltung, gibst du dann an deine Gäste hier weiter …?
Ja! Und auch wenn wir schon Zehntausende Menschen hier ‚durchgeschleust‘ haben, ist es eine tolle, familiäre Atmosphäre. Viele sagen uns in der Begrüßungsrunde oder schreiben uns: „Ich habe hier so tolle Inspirationen bekommen, mein Leben zu verändern, und es geht mir besser. Danke, liebe CASA-Menschen, dass ihr so einen Ort hier habt.“ Und diese Energie tut auch mir gut. Du weißt ja, was Energiefelder sind. Wenn Menschen mit positiver Kraft hierherkommen, hinterlassen sie positive Energie! Wenn Menschen kraftvoll sind und sagen, dass sie ihr Leben verändert haben und dass es ihnen besser geht - dann geht es dir auch besser.
Ich habe in diesen Tagen mehrfach erlebt, dass du immer dann da warst, wenn ich eine dringende Frage hatte, sei es zum Tor, das zur Finca führt und das meistens verschlossen ist, sei es bzgl. unseres Interviewtermins. Psycho-physiognomisch gesehen passt zu dieser Gabe, dass du ein guter Beobachter bist, mit deiner stark entwickelten Unterstirn besonders im Mittelbereich in der Nähe der Nasenwurzel: Du hast vermutlich ein gutes Gedächtnis und ein gestalterisches Talent. Formen, Entfernungen, auch die Orientierung im Raum fallen dir vermutlich leicht. Deine Beobachtungen kannst du mit deinem Erfahrungswissen abgleichen, sie aufgrund deiner deutlich ausgeprägten Spiritualität nach ‚oben‘ in die Geistigen Sphären weitergeben, und, aufgrund deiner Du-Orientierung, auch bei Menschen kreativ einbringen, mit denen du in Kontakt kommst. Ideale und soziales Denken sind stark ausgeprägt bei dir. Daraus schließe ich, dass es für dich ein Geben und Nehmen ist, du fühlst dich im Tun selbst beschenkt, dabei gibst du deinen Gästen auch viel. Und so kommt es, dass du offenbar häufig zur rechten Zeit am rechten Ort bist!
Ja, vielleicht. Ich sage allerdings nie, dass ich die Wahrheit weiß. Ich sehe die Welt so, wie ich bin. Jeder tut das. Man kann allerdings manchen Menschen zu Anregungen verhelfen. Wenn jemand auf Opfer-Stories aus ist, frage ich zum Beispiel: „Könnte es auch sein, dass dir dieses Erlebnis zeigt, dass du etwas ändern sollst?“ Ich selbst habe erlebt, dass mein Kranksein mich zur Heilpraktikerschule gebracht hat. Irgendwann brauchte ich meine Erfahrungen mit den Krankheiten und den Ärzten nicht mehr. Ärzte sind gut! Doch was chronische Krankheiten angeht, ist die Naturheilkunde meiner Erfahrung nach besser dran. Nur: Die Leute müssen selbst etwas tun und das ist oft das Schwierigste für sie! Doch die Menschen, die hierherkommen, sind schon mal prinzipiell recht offen. Ich freue mich sehr, in dieser Zeit zu leben. Und die nächsten zehn Jahre werden noch enorme Wandlungen hervorbringen.
Da bist du ja an einem wichtigen Platz! Denn so viele Menschen kommen hierher, um in ihre Ruhe zu finden und die Weichen neu zu stellen ...
Ich habe auch selbst viel an mir gearbeitet! Ich hatte mal einen Jeansladen und eine Million Umsatz, doch etwas trieb mich an und ich spürte: „Ich will noch etwas anderes machen.“ Heute weiß ich: Ich bin auf der Welt, um genau das anderen Menschen anzubieten, was ich ihnen anbiete. Es macht mich glücklich, wenn sie dann sagen: „Danke, es hat mir geholfen.“ Das ist meine wahre Belohnung. 1996 habe ich die Yogalehrerausbildung gemacht, ich bin auch Heilpraktiker; zwei Jahre lang habe ich gelernt.
Materiell gesehen habe ich genug, ich fahre einen Skoda, meine Frau einen Dacia, ich muss keinen 600er XY fahren. Die materiellen Dinge interessieren mich nicht. Mich neu einkleiden usw.: Das ist mir meine Lebenszeit nicht wert. Wenn ich mir etwas kaufe, dann trage ich es solange, bis es kaputt geht. Aber das sagt ja auch mein Ohr … ?
Ja, das eher dünne Ohrläppchen und die hohe Stirn zeigen, dass es dir mehr um innere Werte geht. Du hast auch durch dein aufgebautes Oberhaupt diesen starken Draht nach oben, eine Offenheit für Impulse aus der Geistigen Welt …
Ja, ich bin wirklich auf der Welt, um genau das zu machen, was ich mache, weil es mich glücklich macht, wenn Leute sagen: „Danke, das hat mir geholfen.“ Es sind einfach eher die inneren Werte, die mich interessieren.
Mit 53 bin ich erst hierhergekommen und habe aufgebaut. Aber in Ruhe und Freude! Ich war finanziell gesehen immer sehr vorsichtig. Ich habe keine Kredite genommen. Ich habe nicht groß Werbung gemacht; ich glaube, wir haben nur in den beiden Yoga-Zeitschriften einen Fließtext gehabt: „Yoga-Wohlfühlurlaub in Andalusien nahe am Meer.“ Kaum einer glaubt mir, dass ich das alles gar nicht bewusst herbeigeführt habe. Es hat mich überrannt. Und Erfolg habe ich gerne.
Zwei Fließtextanzeigen und dann ging es los...?
Ja, und der Rest ging über Mundpropaganda.
Eigentlich wollte ich nur in die Sonne. 1992 habe ich das Anwesen gekauft mit acht Zweibettzimmern, also 16 Betten, und dann habe ich als erstes die Yoga-Halle bauen lassen, und dann fingen wir mit 10-12 Teilnehmern an.
Aber ich habe auch eine gute Vorausschau. Ich bin ja schon seit 1985 Vegetarier. Damals haben mich alle verhöhnt und verlacht. Aber kein Fleisch zu essen ist für mich genau so normal wie nicht zu rauchen oder keinen Alkohol zu trinken.
Dann in den 70er Jahren, Osho, diese New Age Wellen, da kam die Hippie-Bewegung, es war ein Aufwachen. Die US-Amerikaner lebten schon so im Überfluss … Ich habe vorausgesehen, dass wenn bei uns Menschen die Sättigung kommt, sich der eine oder andere fragen wird: ‚Irgendwie bin ich doch nicht glücklich. Warum ist das so?‘ Das habe ich vorausgesehen, auch dass sich vegetarisch zu ernähren als normale Lebensform aufkommen würde. Heute ist es selbstverständlich, du musst dich nicht mehr entschuldigen. Es hat sich wie von alleine entwickelt.
Und jetzt haben wir 120 Betten! Weit über die Hälfte meiner Gäste kommen regelmäßig. Martina Waibel mit ihren Yoga-Retreats ist ein Teil der Familie! Sie ist nicht mehr nur Kursleitung, sondern ich sage dann: „Wie schön, dass du wieder da bist!“ Und jedesmal wird es ein bisschen …
Inniger?
Ja, inniger.
Wie stellst du das Programm für deine Gäste zusammen?
Unser Schwerpunkt ist Yoga, weil ich als Yoga-Lehrer und durch tiefes Yoga-Studium und Fortbildungen erkannt habe, dass Yoga überhaupt ‚die‘ Medizin ist. Yoga hat einen wunderbaren Ruf. Immer wenn Leute ‚Yoga‘ hören, verbinden sie damit Wachheit und Gesundheit. Und genau so ist es. Yoga ist ein super Weg, der natürlich von dir fordert, dass DU das machst und es nicht kaufst. Du musst dich bewegen, du wirst mehr auf deine Ernährung achten, du wirst immer mehr feststellen, dass du einen Auftrag im Leben hast … Das kommt alles! Wenn die Zeit reif ist, kommt es. Yoga ist der Weg. Jedenfalls für mich, der Weg, den ich für mich erkannt und beschritten habe.
Es ist für mich spürbar, dass es dir nicht ausschließlich ums Geldverdienen geht, sondern dass du einen gewissen Geist hier pflegen, ein Feld nähren möchtest …
Wir haben hier in der Casa ein hauseigenes Programm, das nennen wir „Yogawohlfühlurlaub“. Oben in der Finca haben wir große Gruppen, die nur ‚ihr‘ Thema haben. Hierhin in die Casa kommen die Leute wegen uns, wir haben hier unsere Lehrer, auch ich biete öfters mal einen Gesprächskreis zum Thema an: „Wo kommt Gesundheit her?“ Ich möchte meine Teilnehmer darin bestärken zu erkennen, dass Gesundheit normal ist und von alleine wieder in uns entsteht, wenn wir Kaffee, Alkohol, Giftstoffe etc. weglassen. Es geht also nicht nur darum, Pillen zu nehmen; das Geheimnis besteht auch im Weglassen. Alles was du für deinen Körper tust, ist eine Investition in deine Gesundheit oder Krankheit. Jede Veränderung, die in Richtung Gesundheit geht, macht dich automatisch gesünder.
Ich weiß, dass es stimmt, denn ich habe es erfahren und ich bin umgeben von Menschen, die sich gesundheitlich gestärkt haben. Wenn du Gesundheit lebst, wirst du immer seltener krank. Menschen, bei denen das so ist, haben einfach nicht mehr den Nährboden dafür. Unser Milieu bestimmen wir durch unsere Ernährung, durch das, was wir trinken und dadurch, welche Einstellung wir zum Leben haben. Mikroben sind nichts, das Milieu ist alles.
Wie hältst du dich fit, abgesehen vom Verzicht auf Alkohol und Kaffee?
Ich mache Yoga und Krafttraining. Das ist unerlässlich, um deine Muskeln in der Kraft zu erhalten. Alles, was du nicht benutzt, baut sich ab. „Use it or loose it“ - ein ganz einfacher Lebensstil. Als ich Papa wurde, habe ich mich ein bisschen zurückgenommen. Ich betreue natürlich auch noch die Finca und die Villa.
2020 hatte ich euch schon für eine Recherche-Woche bei Martina Waibels „Yoga-Retreat“ in der damals neuen Finca besuchen wollen. Dann kam Corona … Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich dank Martinas Tipp einen Tag vor dem großen Lockdown in Spanien meinen Flug hatte stornieren können. Wie schön, dass wir uns jetzt endlich kennenlernen! Ich habe gehört, dass du die Finca damals eigentlich dazugekauft hast, weil sie sonst ein Hundezuchtverein übernommen hätte. Bist du zufrieden mit deiner Entscheidung?
Oh … ich war 72, als der Besitzer mich dauernd wegen seiner Finca ansprach. Ich sagte: „Lass mich zufrieden, wir haben hier 65 Betten, 45 Zimmer. Ich verdiene hier reichlich. Und da ich auch noch hier wohne, habe ich keine Ausgaben!“ Schön, ich habe gerne Geld, Geld ist Freiheit. Zumal ich ja erlebt habe, wie es ist, viel und schwer zu arbeiten, für wenig Geld. Damals, in meiner Jugend, war Deutschland noch im Aufbau ...
Wenn ich mir das Finca-Gelände damals anschaute, flößte es mir Ehrfurcht ein. 50 000 qm! Und die waren heruntergekommen, auf Jugendherberge-Niveau 1948-50, weil die Vorgänger, ein Ehepaar, das Gelände nur für zehn Jahre gepachtet gehabt hatten - da machst du nichts neu. Das konnte ich verstehen. Doch ich wusste auch: Ich muss einen gewissen Standard halten, ich kann doch keine Bruchbude anbieten und sagen: „Hey, toll hier!“
Zwei Jahre lang habe ich mich gewehrt. Meine Frau sagte immer wieder: „Wilfried, das wartet auf dich, siehst du das nicht?“ Und meine Tochter sagte: „Papa, mach das, das ist so schön!“ Als zwei Jahre lang keiner das Anwesen haben wollte, fing ich an nachzudenken: ‚Ich habe die längste Grundstücklinie mit ihm, es ist biologisch bewirtschaftet, auch hochwertig, keiner wollte es bisher haben und das Geld ist da: Vielleicht ist es ein Zeichen und ich soll es doch kaufen?‘
Dann war der Auslöser, dass jemand mir sagte, dass ein Hundezuchtverein drauf und dran sei, das Grundstück zu kaufen. Da dachte ich mir: „Wenn 100 Hunde hier herumlaufen, kann ich zumachen.“ Der Vorbesitzer ist dann nochmal mit dem Preis heruntergegangen. Als ich vor 25 Jahren meinen Jeansladen verkauft hatte, hatte ich das Geld in Aktien angelegt. Verrückt, wie die Welt funktioniert: Als ich darüber nachdachte, die Finca zu kaufen, hatte ich genau so viel Aktienbestand, wie der Verkäufer an Geld haben wollte. Da dachte ich mir: „Da brauche ich ja gar keinen Kredit aufnehmen! Vielleicht ist das ja auch ein Zeichen?“ Und dann habe ich gekauft.
Meine Frau und ich haben dann alle Zimmer zu 100 Prozent selbst eingerichtet. Ich dachte mir: „Wer sich bisher von unserer CASA angezogen gefühlt hat, wird auch das neue Angebot annehmen.“ Ja und dann haben wir 3,5 Jahre lang auf der Finca gearbeitet, mit sechs bis acht Bauleuten … Ich weiß gar nicht, wieviel es genau gekostet hat; es interessiert mich auch nicht. Dann kam Corona … doch bald konnten dann doch die ersten Kurse stattfinden. Und jetzt haben wir schon Buchungen für die Finca bis 2029. 29!
Wow! Das ist aus meiner Sicht auch auf dein Erfolgstalent zurückzuführen: Du bist ja ein Mann der Entscheidungen, mit Draht nach ‚oben‘. Wenn du also etwas entscheidest, dann läuft es …
Diese Entscheidung ist mir schwer gefallen.
Bereust du es?
Jetzt freue ich mich!
In der CASA ist es anders schön: Es ist kuschelig und dreißig Jahre lang gewachsen. Oben auf dem Finca-Gelände ist die Weite, der Palmenwald, der Olivenhain, dann haben wir dort eine Macadamia-Allee, es ist robuster. Jemand hat mir mal gesagt: „Das ist so wie Yin und Yang – vollkommen anders und es ergänzt sich.“ Die Villa war noch im Kaufpreis mit dabei, die haben wir dann auch noch umgebaut …
Ich habe gehört, dass es in der Villa ein Konzept für Selbstversorger-Kurse gibt?
Grundsätzlich ja, doch man kann sich auch mit Vollverpflegung in der Finca oder der CASA einklinken. Wenn die Finca einen voll intensiven Kurs hat, dann wollen wir allerdings nicht, dass da andere Leute herumlaufen. In der CASA gibt es ein anderes Konzept: Hier sind wir immer gemischt.
Das Morisco-Gelände ist ja umgeben von ökologischer Landwirtschaft. Arbeiten die Gärtner für dich oder sind das Kooperationspartner?
Wir beschäftigen drei Gärtner, die alles auf allen drei Anlagen in Ordnung halten: die Blumen, die Bäume beschneiden … alles, was ökologische Landwirtschaft ausmacht. Einer von ihnen ist schwerpunktmäßig hier auf dem CASA-Gelände; die anderen sind schwerpunktmäßig weiter oben.
Und so wachsen die Früchte für euren Obstsalat aus dem eigenen Garten?
Natürlich! Und unsere Küche kauft nur beste Qualität.
Hast du die CASA selbst gebaut?
Das Hauptgebäude oben, wo sich das Restaurant befindet, und dieses hier, wo das Büro ist und wo ich wohne: Diese beiden Gebäude gab es vorher schon. Weiter unten gab es vor allem Geräteschuppen für die Landwirtschaft, die noch heute mit zum CASA-Gelände gehören.
Dann wurde also hier früher vor allem Landwirtschaft betrieben und Ihr habt dann alles umgebaut?
Ja! Wir hatten hier einen Bauern, der ein Demeter-Siegel für die Finca hatte und der seine Produkte früher in einen Klein-LKW gepackt und sie dann in München direkt verkauft hat. Er hatte eigentlich gut verdient, musste aber immer die 2.500 km fahren. Er hatte in seiner Heimat in Bayern schon seine Käuferschar, und ich bin ja nur ein Seminarmensch, genau da bin ich zuhause, und nicht in der Landwirtschaft.
Deshalb haben wir das Gelände langsam umgebaut und hier und da Wiesen angelegt, denn wir wollen ja auch, dass unsere Gäste sich hier erholen und auch mal spazieren gehen können. Das kommt auch gut an.
Dass wir das Gelände hier weiterhin biologisch betreuen, ist natürlich selbstverständlich. Das war auch ein großer Kaufanreiz für mich gewesen, etwas zu kaufen, das nicht über die Jahre vergiftet worden war. Denn ich wusste, dass die Norm nicht bei allen andalusischen Bauern eingehalten wird...
Richtung Osten gibt es ja richtig exzessive Landwirtschaft …
Ja, aber auch hier gibt es immer mehr Biofarmen, das ist der Trend! Es gibt auch mehr vegetarische Gerichte in den Restaurants. Das ist der Zug der Zeit. Von denjenigen, die sich mit der Thematik beschäftigen, sind viele davon überzeugt, dass wir ohne Massentierhaltung nur noch die Hälfte an Energieverbrauch hätten. In Niedersachsen z. B. gibt es Schweinebetriebe, die Sojaprodukte aus Brasilien oder aus den USA kaufen, und dann werden viele der geschlachteten Schweine nach China verkauft. Was für ein Energieaufwand!
Dadurch, dass ihr in der CASA und der Finca so gut kocht, erkennen vielleicht viele Menschen, die vielleicht sonst mehr Fleisch essen, wie lecker vegetarische Küche sein kann!
Ja, wir haben tatsächlich schon vielen Menschen einen Anstoß gegeben, dass sie zuhause mehr vegetarisch essen. Wir haben auch auf unserer Homepage einige besonders beliebte Rezepte veröffentlicht.
Du hast mal gesagt, dass du nicht ‚arbeitest‘, weil du deine Berufung gefunden hast. Was verstehst du unter Berufung und hast du einen Tipp für Menschen, die sich nach weniger Stress und nach mehr Sinn im Leben sehnen?
Ich habe unter den schwierigsten Bedingungen für wenig Geld gearbeitet. Aber ich habe immer gewusst: ICH muss mich verändern. Ich kann nicht meinen Chef dafür verantwortlich machen; ich muss mich verändern, damit mir meine Arbeit gefällt. Und wenn das nicht geht, bleibt mir letztlich nichts anderes übrig, als den Arbeitsplatz zu wechseln.
Wenn die äußeren Bedingungen gut sind, aber du immer wieder spürst, dass du ungerne dahin gehst, wo du dein Geld verdienst, dann mache dir Gedanken darüber. Nur du bist verantwortlich für dein Leben. Es bleibt dir nur folgendes übrig: Erkenne an, was du im Büro arbeitest - du hast vielleicht einen sicheren Posten, nette Arbeitskollegen und ein gutes Einkommen! Du musst dahin kommen, dass du das so anerkennst, dass du morgens aufstehst und sagst: ‚Ich freue mich auf meine Kollegen, heute haben wir einen tollen Tag, jemand hat Geburtstag‘ … Dahin musst du kommen, morgens aufzustehen und dich darauf zu freuen, was der Tag für dich bringt.
Wenn das nicht so ist, musst du daran arbeiten! Wenn du mit den Umständen nicht klarkommst, die du gerade hast, gibt es heutzutage so viele tolle Kurse. Zum Beispiel „Vision Quest“, die Visionssuche. Jeder Mensch hat Veranlagungen und trägt etwas in sich, was er der Welt zu geben hat. Das finde heraus! Nur du kannst es herausfinden. Vielleicht hast du ein Hobby, von dem du sagst: ‚Das mache ich so gerne!‘ Schau, was daraus werden kann!
Mir zum Beispiel haben die ganzen Gesundheitsrichtungen so gut gefallen, weil ich mir gesagt habe: ‚Wenn du gesund bist, dann hast du mehr Energie, Freude und Standfestigkeit in dem, was du tust.‘ Besuche Kurse! Yoga ist immer richtig. Auch Yoga ist für mich ein Weg der Erkenntnis. Du wirst hingeführt. Die Energie folgt immer der Aufmerksamkeit. Als ich wusste, ich würde ein Seminarhaus eröffnen wollen, gingen Türen auf. Ich habe Angebote bekommen und einer sagte: „Da bei Malaga ist etwas zu verkaufen“. Ich habe mich bewegt.
Und wenn du dich bewegst, kannst du deine Lebensrichtung ändern. Nicht wenn du zuhause sitzen bleibst und Fernsehen guckst. Nein du musst deinen Hintern hoch kriegen durch Kurse, durch Yoga. Dann gehen Türen auf! Und dann stehst du jeden Morgen auf und sagst dir: „Das mache ich!“ Und dann kriegst du Energie! Du wirst nicht mehr erschöpft sein. Ich zum Beispiel werde bald 79! Ich bin hier sechs Tage die Woche. Ich bekomme Energie durch das, was ich tue. Erschaffe dein Leben. Es ist dein Leben. Hör auf zu jammern! Das ist alles Energievergeudung. Schau, was in dir steckt, und bringe das ins Leben. Und dann wirst du auch gut genug verdienen.
Danke für das inspirierende Gespräch!
Interview und Bilder: © Irisa Abouzari
Weitere Infos:
https://morisco.de